Shiatsu nach Shizuto Masunaga (1925-1981)

 

Zu Gunsten der Lesbarkeit werden im Text die weibliche Formen genannt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.

 

 

 

Shiatsu ist eine manuelle Körpertherapie und wird als komplementäre Behandlungsmethode eingesetzt. Sie wird entsprechend der Anerkennung der Therapeutin von der Zusatzversicherung vergütet.

 

 

Traditionell wird auf einem Futon behandelt, die Klientin bleibt dabei bekleidet.

Shiatsu ist Energiearbeit d.h. über die Berührung wird der Kontakt zur Energie (Schwingung) hergestellt.

Die Therapeutin arbeitet mit Berührung durch Einsatz von Daumen, Handflächen, Ellenbogen, Unterarme, Knie und Füssen, situativ angepasst.

Gelenke werden bei Bedarf durch Rotation geöffnet.

Dabei nimmt die Klientin je nach Möglichkeit und Wunsch unterschiedliche Lagen ein (Rückenlage, Bauchlage, Seitenlage).

Beim Shiatsu wird mit Anliegen physischer, mentaler oder psychischer Natur gearbeitet.

Eine Behandlung dauert zwischen 45 bis 60 Minuten.

Häufige kommen Klienten mit Verspannungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Erschöpfung, Beschwerden des Magen-Darmtraktes oder anderen Schmerzthematiken ins Shiatsu.

Ebenso wird eine Shiatsutherapie gerne bei Schwangerschaft oder zur Rekonvaleszenz als Begleitung von medizinischen Therapien und für die Gesundheitserhaltung in Anspruch genommen.

Wenn unsere Energie frei und ungehindert fliessen kann, fühlen wir uns gesund und ausgeglichen.

Unwohlsein und Krankheit hingegen sind Ausdruck von Blockaden im Energiefluss. Hier setzt Shiatsu (übersetzt „Fingerdruck) ein.

 

 

Die Methode ist in der traditionellen japanischen Medizin, Philosophie und manuellen Therapie verwurzelt.

Die traditionell japanische Medizin wurde zu Beginn von den theoretischen Grundlagen der TCM (traditionelle chinesischen Medizin) beeinflusst und dann weiterentwickelt, von japanischen Wertanschauungen geprägt.

 

Gearbeitet wird im Shiatsu mit dem System der 5 Wandlungsphasen.

Die Fünf-Elemente-Lehre untersucht die Gesetzmäßigkeiten, nach denen dynamische Prozesse (Wandlungen) im Bereich des Lebendigen ablaufen. Sie betonen die Prozesse von Werden, Wandlung und Vergehen. Die fünf Elemente (Funktionen) Metall, Erde, Wasser und Feuer sind unmittelbar aus der Natur abgeleitet. Aus ihren Eigenschaften wird auf die Beziehungen zwischen Erde, Mensch und Himmel und innerhalb dieser Sphären geschlossen.

Einer Wandlungsphasen sind jeweils zwei, ausgenommen dem Element Feuer vier, Meridiane zugeordnet.

 

 

 

Wandlungsphasen und ihre Meridiane

 

-Metall: Lunge- und Dickdarm-Meridian

-Erde: Magen- und Milz-Meridian

-Wasser: Blase- und Nieren-Meridian

-Feuer: Herz- Dünndarm- Herzkreislauf-und Dreifacher Erwärmer-Meridian

-Holz: Leber- und Meridian

 

Masunaga erweiterte die Meridianverläufe, wie sie aus der TCM bekannt sind auf den ganzen Körper und erforschte Zonen zur Erhebung eines energetischen Befundes am Rücken und am Bauch.

Diese Landkarte (Shiatsu Meridian Chart) zeigt mögliche Zugänge um die Energie (Schwingungsfrequenzen) der einzelnen Meridiane wahrzunehmen. Es handelt sich dabei nicht um exakte Verläufe, da die Energien nicht wie Bahnen verlaufen, sondern dient zur Orientierung

 

Die Therapeutin macht nach dem Gespräch mit der Klientin wobei das Anliegen geklärt wird, einen energetischen Befund am Bauch oder Rücken wo sich die Meridianenergie in Zonen ertasten lässt, um einen geeigneten Zugang zum Meridiansystem der Klientin zu finden.

Ziel ist es, die Meridiane zu finden mit denen Klientin und Therapeutin zusammen am besten in Kontakt kommen und somit gut damit arbeiten können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Haltung der Therapeutin verinnerlicht ist das Yin Yang Prinzip als Zeichen des stetigen Wandels und des gegenseitigen Bedingen von Gegensätzen.

Im Shiatsu ist auch das Hara (der Bauch)von spezieller Bedeutung es ist das Zentrum von Geist, Seele und Körper und definiert das Menschsein an sich. Die Therapeutin arbeitet aus ihrem Hara heraus und nimmt damit wahr.

In seinem Hara zu sein, bedeutet, in der richtigen Beziehung zu sich selbst und der Welt zu stehen. Der Beweis dafür offenbart sich in allen Gedanken, Worten und Taten im täglichen Leben. Leben in der Hara-Kultur heisst, in Anstand leben. Doch auch diese Definition wird nur wenig dem gerecht, was sich allein aus der Erfahrung heraus beschreiben lässt. Denn nur mit Hilfe der Erfahrung können wir das ‚richtige Gespür’ dafür entwickeln, im Einklang mit uns selbst zu handeln. Versuche, diesen Erfahrungsweg genau zu beschreiben und zu analysieren, sind schwierig.

 

In Japan wurde Shiatsu durch Namikoshi (Shiatsu College Tokyo) berühmt.

Shizuto Masunaga war einer seiner Schüler. Bereits Masungas Mutter war Shiatsutherapeutin. Neben seiner Tätigkeit als Shaitsutherapeut und Lehrer war er Psychologieprofessor und Intellektueller.

Er gründete ein eigenes Institut für Shiatsu, das Iokai.

Er war bemüht Shiatsu auf Universitätsebene zu erklären und zu vermitteln. Er arbeitete unermüdlich an der Integration von östlichen und westlichen Therapieansätzen.

Dabei setzte er sich mit dem Spannungsfeld östlicher und westlicher Weltanschauung auseinander. Dieses Spannungsfeld ist bis Heute präsent.

Viele seiner Schüler haben eigene Schulen gegründet und tragen dazu bei, dass das Shiatsu sich als Berührung-und Behandlungskunst weiterentwickelt, getragen und genährt von seinen alten japanischen Wurzeln.

 

 

Herzstücke von Masunagas Shiatsu sind:

 

-Diagnose durch Berührung, Setsu-shin

 

-Arbeit mit den Funktionen (Wandlungsphasen)

 

-Zwei-Hand-Technik, um den Kontakt zwischen Klientin und Therapeutin zu stabilisieren und neben der aktiven Hand eine hörende Hand zu haben.

 

-Ausrichtung der Wirbelsäule, damit die Therapeutin in Kontakt mit ihrem Hara sein kann und eine stabile Mitte hat.

 

-Senkrechtes Lehnen (nach oben und unten), damit kein Druck entsteht und der Raum der Klientin geschützt ist (die Klientin wird nicht weggedrückt)

 

-Nichts tun, Ziel ist es nicht zu manipulieren sondern mit dem Körperwissen der Klientin zu arbeiten. Offenes Beobachten und die Behandlung anpassen, im Vertrauen, dass alle da ist was die Klientin braucht.

 

 

 

 

 

 

Weiter Hilfsmittel, die Heute im Shiatsu vermittelt werden:

 

-Boshin

aufmerksame, wertfreie Beobachtung

-Mindset

stummes’(gedankliches) Angebote entsprechenden der Anliegen der Klientin oder der Funktionen der behandelten Meridiane

-Modelling

dabei zeigt der Körper der Therapeutin ‚stumm’ (durch die eigene Körperhaltung der Therapeutin), wie z.B. eine lockere Schulter oder freier Atem sich anfühlen können.

 

 

Für mich ist Shiatsu eine Arbeit mit dem Wissen und der Weisheit des Körpers. Die Theorie ist fundiert und gibt mir als Therapeutin eine solide Grundlage. In der Praxis steht die Beobachtung, Präsenz und Anpassung an die aktuelle Situation im Zentrum wie bei der Handwerkskunst.

 

 

 

Shiatsu in Palliativsituationen

 

Der Behandlung kann dem Bedarf der Klientin angepasst werden und auf einer Liege, im Bett oder auf dem Stuhl sitzend durchgeführt werden.

Die reguläre Behandlungsdauer wird individuell angepasst. Häufig gilt dabei, weniger ist mehr.

In der Behandlung wird über aufmerksames Beobachten der Ablauf angepasst. Es entsteht Raum für die Klientin, der eigene Zugang zum Körper wird gestärkt. In diesem geschützten Raum (Tiefenentspannung) können Körper und Geist zusammenarbeiten und als Einheit wahrgenommen werden.

Möglicherweise tauchen während einer Behandlung Bedürfnisse auf, dessen sich die Klientin (noch) nicht bewusst war; Ideen welche ihrer Gewohnheiten sie stärken oder schwächen; bis hin zu klaren Handlungsplänen.

Shiatsu fördert Selbstregulation, Selbstwahrnehmung und Selbstverantwortung. Die Behandlung wirkt positiv auf das subjektive Gesamtbefinden der Klientin aus, fördert das Vertrauen in den eigenen Körper und kann Ängste abbauen.

 

In der Theorie findet man Erfahrungsberichte und Forschungsergebnisse erfahrener Therapeutin, sie beschreiben gut praktikable Zugänge und Behandlungsmethoden, die in eine Behandlung integriert werden können.